Online-Magazin für Fans der Digedags und der Abrafaxe

Hegenland

Frischer Wind aus alten Zeiten

9.8.2001


Der Verein zur Pflege der DDR-Alltagskultur (www.kost-the-ost.de) hat in der Dokumentationsreihe Karikaturisten in Frischer Wind den 3. Band herausgegeben, der sich mit Hannes Hegens frühen Arbeiten beschäftigt. Jürgen Hartwig hat alle Titelbilder, Karikaturen, Vignetten und doppelseitigen(!!) Wimmelbilder zusammengetragen, die der Meister aller Digedags im Zeitraum 1949-1954 für den Vorläufer des „Eulenspiegel“ produziert hat.

Zeichnung aus Frischer Wind 14/1953
„Genau so benimmt sich unser
Vorgesetzter, wenn er mal von seinen
Mitarbeitern kritisiert wird!“
(Aus „Frischer Wind“ Nr. 14 / April 1953
Zeichnung: Johannes Hegen)

Sehr schön ist hier die künstlerische Entwicklung nachzuvollziehen, die eines Tages jene Qualität erreichte, die Hegen bekanntlich den Mut verlieh, mit seiner berühmten Entwurfsmappe den Verlag NEUES LEBEN aufzusuchen, dessen Leiter just in diesem Moment über die Herausgabe einer Comiczeitschrift nachdachte.

Auffällig ist, dass neben den obligatorischen Seitenhieben auf die „Bösen Bonner Ultras“ auch sehr viel innenpolitische und DDR-ökonomische Kritik konkret ausgesprochen wurde, was in späteren Jahren nicht mehr üblich war (wer durfte sich etwa öffentlich ein kritisches Wort gegen einen „staatlichen Leiter“ höheren Grades erlauben?).

Jedenfalls hat auch der Zeichner Johannes damals mit seinen zeitbezogenen Karikaturen die offiziell vorgegebene Linie vertreten; um so erfreulicher für ihn (und uns), dass er danach mit dem MOSAIK die Nische gefunden hat, die es ihm ermöglichte, sich von politischen Bekenntnissen weitestgehend fernzuhalten...