Online-Magazin für Fans der Digedags und der Abrafaxe

Hegenland

Der Weltraum - unendliche Weiten...

8.7.1999


Lange vor Spock und Kirk, bereits im Dezember 1958 waren die Digedags unterwegs auf einer Weltraumreise, deren erste Etappe jetzt als Sammelband (Weltraumserie 1: Die Reise ins All) erhältlich ist. Mit den letzten Junitagen als Erscheinungstermin wurde sogar die ursprüngliche Ankündigung gerade noch eingehalten.

Das Buch enthält die Hefte 25 bis 28 des Mosaik von Hannes Hegen, mit denen die Weltraum- oder NEOS-Serie begann, die unter vielen Mosaikfreunden einen besonders hohen Stellenwert einnimmt. Grund dafür sind nicht allein die im SF-Milieu angesiedelten spannungs- und actionreichen Handlungsinhalte, sondern vor allem die deutlich erkennbaren Zeichen der teils bewusst, teils unbeabsichtigt reflektierten DDR-Realität jener Jahre, die diese Hefte somit zu liebenswerten Zeitzeugen machen. Deshalb ist die lange erhoffte Wiederveröffentlichung der Reihe unbedingt zu begrüßen, da die Weltraumabenteuer auch jenen zugänglich gemacht werden, für die die Original- oder Reprinthefte unerschwinglich sind.

Gleich zu Beginn fällt die neue Bemerkung auf Seite 4 auf: Diese Hefte erschienen im Zeitraum von Dezember 1958 bis März 1959 und entsprechen dem damaligen Wissensstand. Dieser Hinweis ist hilfreich und notwendig, aber auch ausreichend für mündige Leser, um die ideologischen Anhängsel als zeittypisch einzuordnen. Glücklicherweise sind bei diesem Sammelband zusätzliche Bearbeitungen der Heftrückseiten nicht nötig gewesen – mit einer Ausnahme: der Text auf der Rückseite von Heft 27 wurde komplett weggelassen, da er sich mit der heute kaum noch Anklang findenden Gegenüberstellung von guter und schlechter Atomkraft befasst.

Die neue Serienkennzeichnung auf dem Buchrücken erleichtert das Einordnen der Bände. Weniger gelungen ist das Serienlogo (ein grünes Dreieck mit dem Text Weltraumserie) auf dem Cover, da hat das entsprechende aus der Römerserie besser gefallen. Insgesamt ist die Qualität des neuen Bandes – Druck, Farbe, Papier, Verarbeitung – ausgesprochen gut und damit dem Inhalt der enthaltenen Hefte ebenbürtig.

Ein Problem habe ich persönlich mit den neuen Zeichnungen, wobei an der künstlerischen Meisterschaft von Hannes Hegen kein Zweifel besteht. Jedoch der deutliche Unterschied im Zeichenstil zwischen den Heftinhalten und den neugezeichneten Titelbildern führt meines Erachtens zu einem markanten Bruch, der die Gesamtwirkung des Buches (ebenso wie der Vorgänger) mindert.

Bekanntlich hat Hannes Hegen nur die ersten, vierteljährlich erschienenen MOSAIK-Hefte allein gezeichnet, danach hat er sich, um die monatliche Herausgabe zu ermöglichen, auf die Entwürfe von Zeichnungen und Figuren beschränken müssen und die Ausführung an ein Kollektiv übertragen, wodurch sich der charakteristische Zeichenstil entwickelt hat. Man vergleiche dazu die Amerika-Sammelbände bzw. die ersten vier Bände der Ritter-Runkel-Serie, die noch vom Zeichnerteam komplett ausgestaltet wurden. Möglicherweise wäre eine ähnliche Arbeitsweise für zukünftige Sammelbände vorteilhafter... (Vielleicht ist als Nebenwirkung ein kürzerer Erscheinungsrhythmus als ein Buch pro Jahr zu erreichen.)

Auf die Fortsetzung der Weltraumserie wird jedenfalls bereits jetzt ungeduldig gewartet...


Vor einigen Wochen schon ist die nunmehr achte Reprintmappe erschienen, die die Hefte 85-96 umfasst, also den Zeitraum von Dezember 1963 bis Dezember 1964 und damit den Übergang von der Erfinder- zur Ritter-Runkel-Serie markiert. Wie bereits bei der Mappe Nr. 7 fällt das etwas andere Papier auf, das dünner ist und damit in der Stärke den alten Heften näherkommt, jedoch leider auch etwas durchscheinender ist und daher den Farbcharakter der Originale nicht so gut wiedergibt.

Noch augenfälliger ist diesmal ein Umstand, der den Zusatz Nachdruck von Originalfilmen zumindest fraglich macht. Wenn man die Inhalte mit den Originalheften vergleicht, sind einige Unterschiede zu bemerken. Im Reprint-Heft 90 Das Turnier zu Venedig ist auf Seite 2/3 der Text zweispaltig gedruckt, im Heft 90 von 1964 war er einspaltig. Außerdem ist der Satz Genau gesagt um 680 Jahre zurück, in das Jahr 1284 auf Genau gesagt in das Jahr 1284 verkürzt. Beide Änderungen entsprechen dem Sammelband Die Reise nach Venedig.

Frappierend fällt der Umgang mit dem Impressum (jeweils auf Seite 23 unten) auf. Im Nachdruck von Heft 90 wurde es ganz vergessen, in den übrigen Heften ist Hans Ehrhardt als verantwortlicher Redakteur ausgewiesen, obwohl tatsächlich seit Heft 88 Wolfgang Altenburger im Impressum stand.

Zur Verdeutlichung: bei gewöhnlichen Nachdrucken wie bei den Sammelbänden sind kleine Änderungen vertretbar, um z.B. die Kontinuität der aufeinanderfolgenden Hefte/Kapitel zu gewährleisten. Reprintmappen haben aber den Anspruch der originalgetreuen, unverfälschten Wiedergabe, wodurch letztlich auch der nicht unerhebliche Preis gerechtfertigt wird. Bearbeitete Pseudo-Reprints tendieren damit schon in die Richtung einer Irreführung des MOSAIK-Fans und -Sammlers ! (Ausnehmen möchte ich jedoch ausdrücklich die aus früheren Reprintmappen bekannten Fälle, in denen die Originalfilme tatsächlich von den gedruckten Heften abweichen, weil noch in der Druckerei an den Druckplatten retuschiert worden ist.)


Eine dritte Neuerscheinung der letzten Zeit ist gegenüber den vorgenannten Artikeln äußerst preiswert, weil kostenlos. Es handelt sich um den Verlagsprospekt Die DIGEDAGS – alles, was es beim Buchverlag Junge Welt gibt. Fast ehrfürchtig nimmt der Sammler diese Broschüre im MOSAIK-Format in die Hand, denn es mutet beinahe wie ein „neues“ Digedag-Heft an. Inhaltlich bietet es eine komplette Übersicht zu den Verlagsveröffentlichungen und Merchandising-Artikeln auf dem Markt, so dass es sowohl für den gestandenen MOSAIK-Fan als auch für den Neueinsteiger ein nützliches Hilfsmittel (und ein gefragtes Sammelobjekt sowieso) darstellt.